Bundesliga vor Comeback "Diese Bundesliga-Saison könnte schlimm enden"
Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Die Pläne für den Bundesliga-Neustart haben durch die positiven Corona-Tests in der zweiten Liga einen herben Dämpfer erhalten. Kann das alles gut gehen?
Die Euphorie um einen Neustart in der Bundesliga hielt gerade einmal drei Tage. Nach zwei positiven Coronavirus-Tests bei Zweitligist Dynamo Dresden werden die Fortsetzungspläne der Deutschen Fußball Liga (DFL) schon jetzt auf die Probe gestellt. Das komplette Team muss für zwei Wochen in Quarantäne, zwei Zweitliga-Spiele müssen abgesetzt werden.
"Wenn Dresden jetzt 14 Tage in die Quarantäne geht, dann ist das für den Moment noch kein Grund, die Fortführung der Zweiten Liga komplett in Frage zu stellen", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert am Samstagabend im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF.
Fakt ist aber: Nachdem die Erlaubnis beim Polit-Gipfel um Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am vergangenen Mittwoch noch wie eine kleine Erlösung wirkte, wird nun eine mögliche Schwäche des DFL-Konzepts offengelegt: Reagieren künftig noch mehr lokale Gesundheitsämter auf positive Fälle so wie in Dresden und schicken die ganze Mannschaft und nicht nur betroffene Spieler in Quarantäne, wären bei einem positiven Test schnell zwei ganze Mannschaften involviert und der Zeitplan immer enger. Das führt zu der Frage:
Wird die Bundesliga-Saison zu Ende gespielt?
Ja, weil Fälle wie der in Dresden einkalkuliert sind
Ein Schock? Der Anfang vom Ende? Fliegt der DFL ihr Konzept um die Ohren? Die gerechte Strafe für den Fußball, weil der eine Extrawurst brät? Was für ein Quatsch!
Was ist passiert? Zwei Spieler von Dresden sind positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden. Daraufhin hat das Gesundheitsamt – genau wie von der DFL vorgesehen – eine individuelle Entscheidung getroffen und die Mannschaft für 14 Tage in Quarantäne geschickt. Die Folge: Zwei von 81 verbliebenen Zweitliga-Spielen müssen verschoben werden. Nicht mehr und nicht weniger.
Ein Horrorszenario? Braucht es nicht, weil Arbeitsministerium, Bundesregierung sowie die Vereine selbst das DFL-Konzept aus guten Gründen akzeptiert haben: weil es offenbar verantwortungsvoll und gut ist. Weil die ganze Sportwelt interessiert bis neidisch nach Deutschland schaut. Und weil positive Corona-Tests und Puffer für Nachholspiele einkalkuliert sind.
Niemand konnte ernsthaft davon ausgehen, dass die Bundesliga in der Ausnahmesituation Pandemie entspannt und ohne Corona-Fälle durchspielt. Ziel ist, die Saison bis Ende Juni zu beenden, weil dann viele Verträge enden. Klappt das nicht, müssen die Saison und die Verträge eben um einen Monat verlängert werden.
Nein, genießt jeden Spieltag – es könnte der letzte gewesen sein
Am kommenden Wochenende wird die Bundesliga wiederbelebt. Und egal, ob das nun richtig oder falsch ist, eine Sache steht fest: Das Kartenhaus kann jeder Zeit zusammenstürzen. Das zeigt das Beispiel Dynamo Dresden.
Und deshalb die dringende Bitte: Genießt jeden Spieltag! Es könnte erneut für lange Zeit der letzte gewesen sein. Warum?
Erstens: Es besteht die Gefahr, dass sich Spieler aus verschiedenen Mannschaften gleichzeitig mit dem Coronavirus infizieren. In diesen Fällen entscheidet das zuständige Gesundheitsamt, ob entweder nur die infizierten Profis oder aber, wie im Fall Dresden, das komplette Team für zwei Wochen in Quarantäne muss. Die zweite Option ist, sollte es häufiger passieren, ein Riesenproblem. Denn das Quarantäne-Team kann keine Spiele austragen und nicht trainieren. Kommt das zu häufig vor, ist der Spielplan auch mit Puffer zum Saisonende nicht zu halten – und der Bundesliga droht der Abbruch.
Zweitens: Eine zusätzliche Gefahr für die DFL und die Klubs sind die Spieler selbst. Was, wenn sich in den kommenden Wochen gleichzeitig viele Profis anstecken oder aber ein Spieler schwer an SARS-CoV-2 erkrankt? Profis könnten auf die Barrikaden gehen, nicht mehr antreten und den Spielbetrieb so zum Erliegen bringen.
Durch den Fall Dresden wackelt das Kartenhaus Bundesliga bereits vor der Wiederaufnahme.
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